Servus München. Schon die Anrede ist schwach verglichen mit einem rotzigen »good morning L.A.«. Um diese Jahreszeit ist auch der letzte Charme dieser im Sommer so warmherzigen Stadt unsichtbar. Die Menschen sind grau und betäuben sich mit Konsum, Drogen und Sex und sehen dabei aus als wären sie schon vor Jahren aus Norddeutschland hergekommen, nur um hier zu sterben. Mädchen um die 30 verzweifeln vor Schaufensterscheiben bei Winterstiefeln und trinken weiter Latte Macchiato als könnte man damit das Altern stoppen. Die Gastronomen jammern über das strenge Rauchverbot, aber am Freitag Abend bekommt man schon nach sieben keinen Platz mehr in den Kneipen - einzig das Publikum verändert sich, statt der notgeilen Studenten mit den selbstgedrehten Zigaretten drängen immer mehr junge Frauen mit Kinderwagen in die Abendkneipen, Roibusch-Tee statt Edelstoff.

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