Analoges Satellitenfernsehen in den 90ern war noch etwas Abenteuerliches. Mit ein wenig Ahnung von Technik und ein paar Mark extra konnte man Sender aus fremden Ländern empfangen oder auch ungeschnittene Nachrichtenbeiträge von Korrespondenten vor Ort sehen. Irgendwann begannen die Sender mit einfachen Verschlüsselungen und die Bastler hielten im Tagesrythmus mit Hacks dagegen. Spezialisten der Kryptographie wie Markus Kuhn und Ross Anderson waren unsere Helden, SmartCard Emulatoren weit verbreitet und so mancher hatte auch eine Briefkastenadresse in London um ungeschnittene Filme auf Sky im Original zu sehen. Goldene Zeiten. Typischerweise funktionierten diese ersten Verschlüsselungsmethoden nach rein grafischen Prinzipien: Zeilen eines Fernsehbildes werden zerschnitten und verschoben u.ä. Wen die Technik dahinter mehr interessiert, hier liegt noch eine Zusammenfassung zu VideoCrypt als PDF von Markus Kuhn.
Eine der lustigeren Anekdoten aus dieser Zeit stammt aus Italien. Hier hatten die ersten Erotiksender in Neapel begonnen Sexfilme verschlüsselt auszustrahlen. Schnell bemerkte man, dass man im »Schnee« der kodierten Bilder durch Zukneifen der Augen in etwa erahnen konnte, was da gezeigt wurde. Noch deutlicher wurden die Bilder aber, wenn man sich ein Nudelsieb vor die Augen hielt und damit schnell hin und her fuchtelte, die Psychooptik erlaubte es, erhebliche Anteile der Störsignale wegzufiltern. Angeblich waren kurz nach Verbreitung dieser Erkenntnis in ganz Neapel wochenlang keine Nudelsiebe mehr zu bekommen.

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